Entspannt mitreden können
Wissenswertes rund um das Thema Dolmetschen
Entspannt mitreden können
Wissenswertes rund um das Thema Dolmetschen
Sie interessieren sich für das Thema Dolmetschen?
Oder möchten sich vor der Beauftragung eines Dolmetschers einfach noch ein bisschen in die Materie einarbeiten?
Auf dieser Seite erhalten Sie einen kleinen Einblick in die Tätigkeit von Dolmetschern und erfahren, wofür bestimmte Fachbegriffe stehen.
Wenn Sie Rückfragen haben oder zu einzelnen Themen gerne mehr erfahren möchten, sprechen Sie mich dazu gerne an. Ich freue mich auf den Kontakt mit Ihnen.
Was ist der Unterschied zwischen Übersetzen und Dolmetschen?
Im alltäglichen Sprachgebrauch werden diese beiden Begriffe häufig miteinander verwechselt. Oft wird vom „Übersetzen“ gesprochen und damit eigentlich das Dolmetschen gemeint.
Die beiden Begriffe stehen allerdings für zwei ganz unterschiedliche Tätigkeiten:
- Übersetzen ist die schriftliche Übertragung von einer Sprache in eine andere: Es werden beispielsweise Bücher, Prospekte, Verträge oder Zeugnisse übersetzt
- Dolmetschen ist die mündliche Übertragung von einer Sprache in die andere: Es werden zum Beispiel Vorträge, Tischreden, Interviews oder Ansprachen gedolmetscht
Sowohl Übersetzen als auch Dolmetschen sind anspruchsvolle Tätigkeiten. Denn hierbei werden nicht einfach nur einzelne Wörter durch Wörter einer anderen Sprache ersetzt.
Vielmehr wird von Übersetzern und Dolmetschern die Bedeutung eines Textes oder einer Rede erfasst. Diese Bedeutung wird dann in die andere Sprache übertragen, damit die Inhalte natürlich, authentisch, verständlich, richtig und kulturell angepasst in der anderen Sprachen ankommen.
Worauf sollte man bei der Auswahl eines Dolmetschers achten?
Leider ist die Berufsbezeichnung „Dolmetscher“ in Deutschland nicht geschützt. Das bedeutet, dass theoretisch jeder in diesem Beruf arbeiten kann, der das möchte. Dadurch gibt es auf dem Markt auch unqualifizierte Anbieter, die häufig nicht auf demselben Qualitätsniveau dolmetschen, wie professionelle Dolmetscher.
Eines der wichtigsten Auswahlkriterien sind daher die Qualifikationen. Achten Sie darauf, dass die Dolmetscher über akademische oder staatliche Abschlüsse verfügen. Oder aber, dass sie eine langjährige Berufserfahrung aufweisen, aus der sich schließen lässt, dass sie ihren Beruf professionell ausüben.
Natürlich sollten Sie auch darauf achten, dass die Dolmetscher die von Ihnen benötigten Sprachen anbieten. Häufig haben Dolmetscher längere Zeit im Ausland verbracht und kennen daher auch die Kulturräume ihrer Dolmetschsprachen sehr gut.
Ein Hinweis auf Professionalität ist auch eine Mitgliedschaft in einem entsprechenden Berufsverband. Die Berufsverbände der Übersetzer und Dolmetscher nehmen nur solche Mitglieder auf, die entsprechende Qualifikationen aufweisen.
Darüber hinaus verfügen fast alle Berufsverbände über entsprechende Berufs- und Ehrenordnungen, die von den Mitgliedern eingehalten werden müssen. Wichtige Elemente dieser Vorschriften sind beispielsweise die Prinzipien der Vertraulichkeit und Verschwiegenheit. Aber auch das Verbot des unlauteren Wettbewerbs oder die Verpflichtung, solche Aufträge abzulehnen, bei denen man nicht die erforderliche Qualität liefern könnte.
Auch die Art der Angebotsgestaltung und die damit einhergehende Beratung zeigen Ihnen schnell, ob Sie es mit einem Profi oder einem Laien zu tun haben. Vielleicht mögen die vielen Fragen, die professionelle Dolmetscher Ihnen zu Beginn stellen, zunächst etwas lästig wirken. Sie sind jedoch ein Zeichen dafür, dass die entsprechenden Anbieter ihre Arbeit ernst nehmen und dass sie mitdenken.
Professionelle Dolmetscher werden immer versuchen, schon von vorne herein problematische Aspekte eines Vorhabens gemeinsam mit Ihnen zu lösen. Hierbei sollte auch von Seiten der Dolmetscher das Hauptaugenmerk auf dem optimalen Ablauf Ihrer Veranstaltung liegen, damit ein Scheitern der Kommunikation von Anfang an vermieden werden kann.
Wenn Sie mehrere sehr gute Angebote von qualifizierten Dolmetschern vorliegen haben, können natürlich Aspekte wie die räumliche Nähe zum Veranstaltungsort, die Sprachvariante (z. B. britisches oder US-amerikanisches Englisch) und auch der Preis am Ende die Entscheidungsgrundlage sein.
Sehr häufig gibt es jedoch auch bei mehreren Angeboten schon im Vorfeld einen Dolmetscher oder eine Dolmetscherin, die vielleicht mehr mitgedacht haben oder am besten auf Ihr Vorhaben eingegangen sind. Sie haben dann einfach ein gutes Gefühl mit dieser Person. Die Chemie stimmt. In solchen Fällen entscheidet weniger der Preis, sondern eher das Gesamtpaket der Dienstleistung.
Was gehört alles zum Dolmetschhonorar?
Das Honorar für Dolmetscher setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen.
Zunächst einmal gibt es eine Art Grundhonorar:
Das Grundhonorar umfasst in der Regel die Dienstleistung des Dolmetschens (Sprachrichtung, Dauer, Dolmetschart) und die erforderliche Vorbereitungszeit für das Thema.
Das Grundhonorar wird dann gegebenenfalls durch weitere Komponenten ergänzt. Diese Komponenten fallen nicht immer, aber häufig an. Normalerweise werden sie als separate Positionen neben dem Grundhonorar angegeben:
Reise- und Fahrtkosten
Die Kosten für die An- und Abreise zum Veranstaltungsort werden den Dolmetschern erstattet. Die Berechnung der Entfernung und des Aufwands werden bei Konferenzdolmetschern ausgehend vom Berufswohnsitz berechnet.
Reisezeithonorar
Müssen die Dolmetscher bereits am Vortag anreisen oder können sie erst am Folgetag wieder abreisen (weil die Veranstaltung sehr früh beginnt oder sehr spät endet), dann steht ihnen eine Vergütung dieser zusätzlichen Reisezeit zu.
Projektmanagementhonorar
Wenn ein Konferenzdolmetscher für seine Kunden noch weitere Dolmetscher beauftragt oder die Konferenztechnik besorgt, stellt er dafür ein Projektmanagementhonorar in Rechnung. In den meisten Fällen entspricht dieses Honorar einem bestimmten Prozentsatz des Gesamtauftragswertes.
Außerdem kommen dann natürlich auch die Honorare für die weiteren Dolmetscher sowie die Kosten für die Konferenztechnik zum Auftragswert hinzu.
Ausfallhonorar
Dolmetscher reservieren nach ihrer Beauftragung umgehend die entsprechenden Termine in ihrem Kalender. Kommen Anfragen für dieselben Termine herein, lehnen sie diese ab oder leiten die Anfragen an verfügbare Kollegen weiter.
Wird nun der bestehende Auftrag storniert, steht den Dolmetschern ein Ausfallhonorar zu. Häufig richtet sich die Höhe des Ausfallhonorars nach dem Zeitpunkt der Stornierung. Wird ein Auftrag erst am Vortag abgesagt, steht den Dolmetschern in der Regel trotzdem die volle Vergütung zu.
Verwertungsrechte
Eine Verdolmetschung ist eine Dienstleistung, die zur sofortigen Anhörung bestimmt ist. Daher darf eine Verdolmetschung nicht einfach aufgezeichnet werden. Hierfür müssen die Dolmetscher zunächst durch eine vertragliche Vereinbarung die Verwertungsrechte an die Kunden abtreten.
Je nachdem zu welchem Zweck die Aufzeichnung der Verdolmetschung verwendet werden soll, fallen für die Verwertungsrechte in der Regel zwischen 50 – 100 % des Grundhonorars an. Geben Sie daher direkt bei Ihrer Anfrage an, ob Sie die Verdolmetschung für eine spätere Verwendung aufzeichnen möchten.
Weitere Elemente, die zum Dolmetschhonorar hinzukommen können, sind beispielsweise Überstundenregelungen oder Aufschläge für Einsätze am Wochenenden oder Feiertagen.
Professionelle Dolmetscher erstellen Ihnen ein Angebot, in dem alle für Ihre Veranstaltung anfallenden Komponenten mit entsprechenden Preisen aufgelistet sind. Darüber hinaus geben sie in der Regel auch vorab Informationen zur Höhe des Ausfallhonorars und den Preisen für eventuelle Überstunden.
Was ist Simultandolmetschen?
Simultandolmetschen ist die zeitgleiche mündliche Übertragung von einer Sprache in die andere. Die Dolmetscher hören zum Beispiel einem Vortrag auf Deutsch zu und dolmetschen diesen fast gleichzeitig ins Spanische.
Da hier bei der Verdolmetschung nahezu kein Zeitverlust entsteht, ist diese Dolmetschart insbesondere für Veranstaltungen mit hohen Teilnehmerzahlen geeignet. Auch für mehrsprachige Events eignet sich das Simultandolmetschen, da mehrere Dolmetschteams gleichzeitig in unterschiedliche Sprachen arbeiten können.
Für das Simultandolmetschen arbeiten die Dolmetscher mindestens in einem Zweierteam und sitzen bei ihrer Arbeit in einer ISO-konformen Dolmetschkabine. Die Zuhörenden benötigen Kopfhörer und Empfänger, über die sie die Verdolmetschung übertragen bekommen. Für diese Art des Dolmetschens werden daher entsprechende technische Komponenten benötigt. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter der Frage „Welche Konferenztechnik wird für das Dolmetschen benötigt?“
Flüsterdolmetschen, auch Chuchotage genannt, ist eine Unterart des Simultandolmetschens. Auch hier erfolgt die Übertragung in die andere Sprache fast zeitgleich. Diese Dolmetschart eignet sich insbesondere dann, wenn nur eine oder zwei Personen eine Verdolmetschung benötigen. Die Dolmetscher sitzen hierbei direkt neben bzw. hinter den betreffenden Personen und flüstern für sie die Verdolmetschung direkt ins Ohr.
Eine weitere Unterart des Simultandolmetschens ist das Dolmetschen mit einer Personenführungsanlage, kurz PFA. Diese Dolmetschart bietet sich zum Beispiel für Werksführungen oder Besichtigungen an. Die Dolmetscher sitzen hierbei nicht in einer Kabine, sondern gehen mit den Zuhörenden zusammen durch den jeweiligen Ort. Sie übertragen die Inhalte simultan in ein Mikrofon, während die Zuhörenden über Kopfhörer und Empfänger die Verdolmetschung hören. Beim Dolmetschen mit einer PFA kann in der Regel nur in eine Sprachrichtung gedolmetscht werden (zum Beispiel nur vom Deutschen ins Englische).
Wie funktioniert eigentlich Simultandolmetschen?
Simultandolmetschen beeindruckt immer wieder aufs Neue. Wie ist es möglich, dass Dolmetscher in einer Sprache zuhören und gleichzeitig in einer anderen Sprache sprechen?
Simultandolmetschen wird in einem Studium intensiv erlernt und geübt. Heutzutage handelt es sich dabei in den meisten Fällen um ein Masterstudium. Da Simultandolmetschen eine sehr komplexe Tätigkeit ist, müssen die Studierenden dafür schon bestimmte Grundfertigkeiten mitbringen. Diese Fertigkeiten werden häufig im Rahmen einer Aufnahmeprüfung nachgewiesen und dann im Studium weiter vertieft.
Zu diesen Grundfertigkeiten zählen unter anderem:
- sehr hohes Sprachniveau in der Muttersprache und in den entsprechenden Fremdsprachen
- sehr hohes Konzentrationsvermögen
- sehr gute Analysefähigkeit, d.h. die Fähigkeit, die Struktur einer Rede oder eines Vortrages zu erkennen und diese beizubehalten
- hohe Antizipationsfähigkeit, d.h. vorauszuahnen, wie die sprechenden Personen wohl ihren Satz beenden werden und wohin sie mit ihrer Argumentation gelangen möchten
- hohe Stressresistenz und Belastbarkeit
- gute und klare Stimmführung
- gute Interpretationsfähigkeit, d.h. die eigentliche Bedeutung oder Botschaft einer Aussage zu erkennen
- gute Kenntnisse der kulturellen Besonderheiten der jeweiligen Sprachräume und die Fähigkeit, Aussagen kulturell anzupassen, damit diese richtig verstanden werden
- sehr gutes Gedächtnis und Erinnerungsvermögen
Anhand dieser Fertigkeiten können Sie vielleicht schon erahnen, wie viele verschiedene Prozesse beim Simultandolmetschen gleichzeitig ablaufen. Simultandolmetscher arbeiten mit höchster Konzentration und analysieren das Gesagte, um die eigentliche Botschaft zielgerecht in die andere Sprache zu übertragen.
Simultandolmetscher müssen ihre Konzentration auf mehrere gleichzeitig ablaufende Tätigkeiten aufteilen. Diese Tätigkeiten sind grob gesagt das Zuhören, das Analysieren, das Übersetzen und das Sprechen. Wenn man jetzt vereinfacht sagen würde, dass Simultandolmetscher insgesamt 100 % Konzentration zur Verfügung haben, dann müssten sie im Idealfall auf jede dieser Tätigkeiten 25 % ihrer Konzentration lenken.
Natürlich ist dies in der Praxis nicht immer so ausgewogen umsetzbar. Dieses Zahlenbeispiel soll Ihnen auch nur verdeutlichen, wie es überhaupt möglich sein kann, dass man in einer Sprache zuhört und gleichzeitig in einer anderen Sprache spricht. In der Dolmetschforschung wurden übrigens auch Modelle entwickelt, die diese Konzentrationsaufteilung detailliert veranschaulichen. Das bekannteste ist hier beispielsweise das Effort Modell von Daniel Gile.
Übrigens sind Simultandolmetscher beim Sprechen nicht zu 100 % an der gleichen Stelle, wie die vortragenden Personen. Sie übertragen das Gesagte immer ein paar Sekunden später. Das liegt an der sogenannten „Décalage“, also dem zeitlichen Abstand zwischen dem Hören des Gesagten und dem Übertragen in die andere Sprache. Simultandolmetscher müssen also immer erst ein paar Sekunden lang zuhören, bevor sie mit der Übertragung anfangen können.
Simultandolmetschen ist sehr anstrengend, deswegen arbeiten Simultandolmetscher in Regel auch im Zweierteam. Die enorm hohe Konzentration kann nämlich nur für einen Zeitraum von ca. 20 – 30 Minuten aufrechterhalten werden. Daher wechselt sich das Dolmetschteam in diesem Turnus immer wieder ab. Eine richtige Pause hat man dabei jedoch nicht. Denn während die eine Person dolmetscht, unterstützt die andere Person beispielsweise durch das Notieren von Zahlen, Eigennamen oder fehlenden Vokabeln.
Was ist Konsekutivdolmetschen?
Konsekutivdolmetschen ist die zeitversetzte mündliche Übertragung von einer Sprache in die andere. Die Dolmetscher hören den sprechenden Personen zunächst zu (ca. 5-10 Minuten) und notieren sich auf einem Block grob die Struktur des Gesagten (siehe Info zu Notizentechnik). Erst nachdem die Personen zu Ende gesprochen haben, wird der Inhalt von den Dolmetschern in die andere Sprache übertragen. Wenn die Verdolmetschung abgeschlossen ist, können die vortragenden Personen wieder für ein paar weitere Minuten weiterreden, bis die Dolmetscher auch den nächsten Teil wieder in die andere Sprache übertragen.
Beim Konsekutivdolmetschen wird somit fast die doppelte Zeit für die Vorträge oder Redebeiträge benötigt. Dennoch wird diese Dolmetschart gerne bei Festakten wie Eröffnungsveranstaltungen, Preisverleihungen oder Banketts eingesetzt.
Eine Unterart des Konsekutivdolmetschens ist das Gesprächs- und Verhandlungsdolmetschen. Hierbei werden Gesprächsbeiträge, die ca. ein bis zwei Minuten lang sind, zunächst angehört und dann in die jeweils andere Sprache übertragen. Diese Dolmetschart wird häufig bei Vertragsverhandlungen oder bei Teambesprechungen genutzt, insbesondere dann, wenn in zwei Sprachen gesprochen wird und mehrere Personen vertreten sind, die jeweils eine dieser Sprachen verstehen.
Was verbirgt sich hinter der Notizentechnik?
Die Notizentechnik wird beim Konsekutivdolmetschen angewandt. Beim Konsekutivdolmetschen eines Vortrags hören die Dolmetscher den sprechenden Personen zunächst über einen längeren Zeitraum zu. Während des Zuhörens notieren sie das Gesagte mit Hilfe der Notizentechnik.
Mit der Notizentechnik werden aber nicht die einzelnen Wörter notiert, sondern die Gedanken bzw. die eigentliche Botschaft. Dolmetscher benutzen dafür häufig eine Vielzahl von Abkürzungen oder Symbolen, die ihnen dann beim Übertragen in die andere Sprache als Gedächtnisstütze dienen.
Notizentechnik ist daher nicht mit der Stenographie zu verwechseln. Wenn Sie sich einen Block mit Notizen von Dolmetschern anschauen, werden Sie darauf viele Pfeile, Kreise, Kästchen oder sogar Bildchen sehen. Für einen Laien ist es daher nahezu unmöglich, das Gesagte anhand dieser Symbole wiederzugeben.
Beim Konsekutivdolmetschen schauen die Dolmetscher dann immer kurz auf ihren Notizblock. Durch die notierten Symbole werden sie an das Gehörte erinnert und können die Inhalte dann freisprechend in die andere Sprache übertragen.
Hier auf meiner Website habe ich bei ein paar Überschriften kleine Symbole hinzugefügt, die an die Notizentechnik angelehnt sind. Wenn Sie Lust haben, schauen Sie doch noch mal in die einzelnen Rubriken hinein und suchen Sie danach. Vielleicht fällt es Ihnen anhand dieser Symbole etwas leichter, sich die Notizentechnik vorzustellen.
Was sind A-, B- und C-Sprachen?
Konferenzdolmetscher arbeiten mit so genannten A-, B- und C-Sprachen.
Die A-Sprache ist in der Regel die Muttersprache.
Die B-Sprache ist eine Fremdsprache, die auf fast muttersprachlichem Niveau beherrscht wird. Konferenzdolmetscher können nicht nur aus dieser Sprache dolmetschen sondern auch in diese Sprache. Es werden also beide Sprachrichtungen abgedeckt.
Die C-Sprache ist eine Fremdsprache, die ebenfalls auf sehr hohem Niveau beherrscht wird. Jedoch wird insbesondere im Bereich Konferenzdolmetschen nur aus dieser Sprache und nicht in diese Sprache gedolmetscht.
Welche Konferenztechnik wird für das Dolmetschen benötigt?
Je nach vorhandener Ausstattung des Veranstaltungsortes und je nach Dolmetschart (simultan oder konsekutiv) werden unterschiedliche technische Komponenten benötigt.
Allgemeine Veranstaltungs- oder Konferenztechnik:
- Lautsprecher
- Bildschirme
- Leinwände
- Projektoren
- Rednermikrofone
- Mischpulte
- technisches Personal für den Aufbau und die Betreuung
Für das Simultandolmetschen werden zusätzlich folgende Komponenten benötigt:
- schallisolierte und ISO-konforme Dolmetschkabinen
- Kopfhörer und Dolmetschpulte für die Dolmetscher
- Kopfhörer und Empfänger für das Publikum
- Verkabelung
- technisches Personal für den Aufbau und die Betreuung
Häufig ist in Tagungsstätten oder Kongresszentren eine entsprechende Grundausstattung schon vorhanden. Fehlende Komponenten können über Konferenztechnikanbieter zusätzlich besorgt werden.
Wird umfangreiche Konferenz- oder Dolmetschtechnik zum Veranstaltungsort geliefert, ist häufig ein Aufbau schon am Vortag erforderlich. Insbesondere dann, wenn eine Veranstaltung schon am Vormittag beginnt.
Was genau ist „Relaisdolmetschen“?
Jetzt wird es ein bisschen kompliziert. Ich werde aber versuchen, es Ihnen so einfach wie möglich zu erklären.
Durch Relaisdolmetschen können auf einer Veranstaltung mehrere Sprachkombinationen durch weniger Dolmetschteams abgedeckt werden. Dafür ist es wichtig, dass simultan gedolmetscht wird und dass die Dolmetscher in entsprechenden Dolmetschkabinen arbeiten.
Ein Beispiel:
Auf einer Veranstaltung sind deutsch-, englisch- und spanischsprachige Teilnehmende anwesend. Darüber hinaus sollen Vorträge auf Deutsch, Englisch und Spanisch gehalten und simultan verdolmetscht werden.
Der Veranstalter beauftragt zwei Dolmetschteams (bestehend aus jeweils zwei Simultandolmetschern):
Das erste Team dolmetscht aus dem Englischen ins Deutsche und vom Deutschen ins Englische.
Das zweite Team dolmetscht aus dem Spanischen ins Deutsche und vom Deutschen in Spanische.
Wenn nun ein Vortrag auf Deutsch gehalten wird, hören die deutschsprachigen Teilnehmenden direkt dem Vortrag zu. Die englischsprachigen und spanischsprachigen Teilnehmenden erhalten jeweils die Verdolmetschung in ihre Sprache.
Wenn nun aber auf Englisch ein Vortrag gehalten wird, ändert sich die Konstellation:
Nun können die englischsprachigen Teilnehmenden dem Vortrag direkt zuhören. Das Team für Englisch dolmetscht den Vortrag nun ins Deutsche. Die deutschsprachigen Teilnehmenden hören nun der Verdolmetschung zu.
Die Dolmetscher aus dem spanischen Team können aber nicht direkt aus dem Englischen ins Spanische dolmetschen, sondern nur aus dem Deutschen ins Spanische. Hier wird nun ein Relais benötigt.
Damit für die spanischsprachigen Gäste trotzdem gedolmetscht werden kann, schaltet sich das spanische Team in die englische Dolmetschkabine rein und hört nun das Dolmetschen ins Deutsche. Das Team für Spanisch dolmetscht dann daraus ins Spanische. Er wird somit aus der englischen Kabine ein „Relais“ genommen.
Wenn bei einer solchen Veranstaltung kein Relaisdolmetschen möglich wäre, müsste der Veranstalter in der Regel drei Dolmetschteams anstatt zwei beauftragen. Das dritte Team wäre dann für die Sprachrichtung Englisch<->Spanisch zuständig. Durch das Relaisdolmetschen kann das dritte Team jedoch eingespart werden.
Es gibt allerdings auch einen kleinen Nachteil: Durch das Relaisdolmetschen wird die Verzögerung beim Dolmetschen etwas länger. Denn das spanische Dolmetschteam muss ja erst abwarten, bis das englische Team die Inhalte ins Deutsche gedolmetscht hat. Erst dann können diese ins Spanische dolmetscht werden. Das bedeutet, dass die spanischsprachigen Teilnehmenden die Informationen etwas später als die anderen Teilnehmenden erhalten würden. Der zeitliche Abstand umfasst in der Regel jedoch nur ein paar Sekunden.
Gibt es bestimmte Dinge, die besonders schwierig zu dolmetschen sind?
Natürlich kann es immer mal vorkommen, dass ein bestimmter Vortrag oder eine Präsentation schwierig zu dolmetschen sind. Manchmal sprechen Redner sehr schnell, manchmal haben sie einen starken Akzent, manchmal haben sie keine gute Redestruktur und manchmal ist vielleicht auch einfach die Akustik für ein problemloses Dolmetschen nicht optimal.
Doch von diesen allgemein auftretenden Situationen einmal abgesehen, würde ich persönlich als Dolmetscherin vier Bereiche nennen, die häufig für Schwierigkeiten beim Dolmetschen sorgen. Diese Bereiche sind:
- Eigennamen und Abkürzungen
- Zahlen
- Sprichwörter und Zitate
- Humor und Wortspiele
Die Schwierigkeit bei Eigennamen und Abkürzungen:
- bestimmte Städte haben in einer Sprache eine eigene Bezeichnung. So wäre „Regensburg“ im Spanischen zum Beispiel „Ratisbona“
- Eigennamen von Institutionen oder Organisationen bzw. deren Abkürzungen unterscheiden sich in den Sprachen. So ist „die UNO“ auf Spanisch „la ONU“, und „HIV“ auf Spanisch „VIH“ (die Buchstaben der Abkürzungen sind also genau umgekehrt)
- berufliche Positionen haben nicht immer eine Entsprechung in der anderen Sprache oder aber sie bezeichnen nicht dasselbe. So wäre im Unternehmensumfeld zum Beispiel ein spanischer „director general“ auf Deutsch kein „Generaldirektor“ sondern ein „Vorstandsvorsitzender“
Was machen Dolmetscher, um bei Eigennamen oder Positionen nicht ins Stottern zu geraten?
Durch eine intensive Vorbereitung können Stolpersteine bei Eigennamen und Abkürzungen vermieden werden. Da das Thema der jeweiligen Veranstaltung ja im Vorfeld schon bekannt ist, können sich die Dolmetscher gezielt auf themenspezifische Abkürzungen und Eigennamen vorbereiten.
Eine Liste mit den Teilnehmenden, die namentlich erwähnt werden sollen oder Profile von Referenten können außerdem dabei helfen, sich auf die Aussprache der Vor- und Nachnamen und die Übersetzung der jeweiligen Berufspositionen gezielt vorzubereiten.
Die Schwierigkeit bei Zahlen:
- es gibt in den jeweiligen Sprachen fast gleich klingende Zahlwörter, die jedoch nicht die dieselbe Zahl bezeichnen. So sind zum Beispiel „billions“ auf Englisch nicht „Billionen“, sondern „Milliarden“
- es gibt in einer Sprache nicht für jede Zahl ein richtiges Zahlwort, stattdessen werden eher die Größenwerte angegeben. Auf Spanisch gibt es kein Wort für „Milliarden“. Man sagt stattdessen „mil millones“, also „tausend Millionen“. Man hört dann auf Spanisch „Viertausendfünfhundertmillionen“ und muss schnell schalten, dass dies auf Deutsch „4,5 Milliarden“ sind
- es werden zuerst die Einer oder zuerst die Zehner genannt. Im Deutschen nennen wir zuerst die Einer. Wir sagen „dreiundsechzig“ oder „vierunddreißig“. Auf Englisch und Spanisch ist es umgekehrt. Hier werden zuerst die Zehner genannt: „sixty three“ oder „treinta y cuatro“. Hier kann man sich leider schnell vertun, weil man es gewohnt ist, die Zahlen auf Deutsch andersherum zu hören und zu sagen
Was machen Dolmetscher, um Zahlen gut dolmetschen zu können?
Viele Dolmetscher üben regelmäßig das Dolmetschen von Zahlen. Dadurch werden Sie routinierter im Verstehen und Übertragen der Zahlenwerte und haben dann bei ihren tatsächlichen Arbeitseinsätzen nicht mehr so viele Probleme damit.
Doch auch eine gezielte Vorbereitung auf Zahlen ist möglich. Entweder durch entsprechende Unterlagen, die vom Kunden bereitgestellt werden oder durch eine allgemeine Einarbeitung in das jeweilige Thema. Gewisse Zahlen werden in bestimmten Zusammenhängen immer wieder genannt. Durch diese eher allgemeine Vorbereitung wissen die Dolmetscher zumindest schon einmal, in welchen Größenordnungen sich alles abspielt und haben Richtwerte, an denen sie sich beim Dolmetschen orientieren können.
Die Schwierigkeit bei Sprichwörtern und Zitaten:
- es gibt Sprichwörter mit derselben Bedeutung in der anderen Sprache, jedoch werden diese mit einem ganz anderen Bild beschrieben. Ein Beispiel: „Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“ wäre auf Spanisch „matar dos pájaros de un tiro“ = „zwei Vögel mit einem Schuss töten“. Die spanische Version hat also nichts mit Fliegen oder Klappen zu tun
- für bekannte Zitate gibt es in der Regel eine offizielle Übersetzung in den jeweiligen Sprachen. Diese Übersetzung muss den Dolmetschern bekannt sein. Wenn sie Zitate einfach irgendwie dolmetschen, erkennen die fremdsprachigen Zuhörer diese in den meisten Fällen nicht. Andersherum kann es aber auch passieren, dass die Dolmetscher ein berühmtes Zitat nicht erkennen, wenn es in der Fremdsprache gesagt wird
Welche Möglichkeiten gibt es, Zitate und Sprichwörter gut dolmetschen zu können?
Häufig haben Dolmetscher über die Jahre spezielle Glossare erstellt, in denen sie Zitate und Sprichwörter in all ihren Arbeitssprachen erfasst haben. Dadurch bringen sie meist schon ein sehr gutes Allgemeinwissen mit und können diese Elemente auch häufig ad-hoc verstehen und übertragen.
Eine andere Möglichkeit ist, dass Referenten im Vorfeld mitteilen, welche Zitate oder Sprichwörter sie unbedingt gerne in ihren Vorträgen verwenden möchten. Die Dolmetscher können dann in ihrer Vorbereitungszeit die richtigen Übersetzungen heraussuchen und sind somit konkret für diese Situationen vorbereitet.
Die Schwierigkeit bei Humor und Wortspielen:
- Humor ist etwas, das sehr eng mit Kultur verbunden ist. Nicht überall lacht man über die gleichen Dinge. Das, was in einer Kultur witzig ist, würde vielleicht in einer anderen Kultur niemanden zum Lachen bringen oder im schlimmsten Fall sogar eine Beleidigung sein. Häufig beinhalten Witze oder lustige Anekdoten auch Elemente, die überhaupt nur in einer bestimmten Kultur verstanden werden können. Daher ist es sehr schwierig Witze zu dolmetschen
- Wortspiele funktionieren ebenfalls häufig nur in einer bestimmten Sprache und lassen sich daher meist gar nicht dolmetschen. Denn der Klang oder die Schreibweise der Wörter sind in anderen Sprachen natürlich komplett anders
Was machen Dolmetscher, um Humor und Wortspiele dolmetschen zu können?
Auch hier ist eine Vorabinfo der Referenten sehr hilfreich, um sich bereits in der Vorbereitungsphase mit diesem Thema zu beschäftigen. So können die Dolmetscher schon im Vorfeld eventuell einen entsprechenden Witz oder ein entsprechendes Wortspiel in der anderen Sprache herauszusuchen und haben dieses dann bei ihrem Einsatz sofort parat. Je nach Kontext wird dies jedoch leider nicht immer so einfach zu lösen sein.
Es kann also durchaus auch sein, dass diese Elemente nicht in die andere Sprache übertragen werden können. Doch keine Sorge, die Dolmetscher werden die Zuhörenden nicht im Regen stehen lassen.
Auch wenn vielleicht ein Witz oder ein Wortspiel in der Verdolmetschung mal nicht enthalten sind, werden Ihre fremdsprachigen Gäste trotzdem alle wichtigen Inhalte des jeweiligen Vortrags erhalten. Und eine gute Stimmung im Saal überspringt auch die Sprachbarrieren und wird somit von allen Teilnehmenden häufig auch so wahrgenommen.
Werden überhaupt noch Dolmetscher benötigt, wenn heutzutage doch jeder Englisch spricht?
Es besteht kein Zweifel daran, dass Englisch als Lingua Franca aus der heutigen Geschäftswelt nicht mehr wegzudenken ist. Für viele Situationen ist es eine schnelle und praktische Lösung, um Verständigung mit internationalen Gesprächspartnern zu ermöglichen. Und es ist gut, dass es diese Lösung gibt, denn viele Gespräche im Geschäftsalltag wären ansonsten gar nicht richtig zu meistern.
Es gibt natürlich auch Veranstaltungen, bei denen Englisch als alleinige Konferenzsprache ausreichen kann. Bei solchen Anlässen ist das Programm mit Vorträgen oder Präsentationen eher Rahmenwerk und das eigentlich Wichtige passiert beim Netzwerken in den Kaffeepausen.
Bei anderen Anlässen jedoch reicht eine halbwegs gute Verständigung nicht aus. Da geht es um wichtige oder sogar sensible Themen, die unbedingt richtig von den Zuhörenden verstanden werden müssen.
Denn es ist eine Sache, mal eine halbe Stunde ein Gespräch in der Fremdsprache zu führen, aber es ist eine ganz andere, wenn man fünf oder sechs Stunden fremdsprachigen Vorträgen zuhören muss. Bei diesen Anlässen empfiehlt es sich, Dolmetscher zu beauftragen, damit Ihr gewünschtes Kommunikationsziel erreicht werden kann. Durch das Dolmetschen können alle Teilnehmenden den Vorträgen mühelos folgen und müssen nicht mehr überlegen, was einzelne Wörter bedeuten.
Obwohl sich also heutzutage viele Personen ganz gut im Alltag auf Englisch verständigen können, wird das Dolmetschen nicht überflüssig.
Wenn es aufs Detail ankommt und man verhindern möchte, dass Informationen durch die Fremdsprache untergehen, dann ist die Arbeit mit Dolmetschern die sicherere Variante. Hierbei ist das Verstehen der Sprache die Aufgabe der Dolmetscher. Sie legen diese Aufgabe also direkt in die Hände der Sprachexperten. Gleichzeitig ermöglichen Sie es Ihren Gästen, sich voll und ganz auf die eigentlichen Inhalte konzentrieren zu können. Dadurch lenken Sie deren Konzentration auf Ihre gewünschte Botschaft und nicht auf die gesprochene Sprache.
Werden Dolmetscher nicht irgendwann überflüssig sein, weil in Zukunft alles mit einer App gedolmetscht werden kann?
Es ist ganz schön praktisch: Man spricht das, was man sagen möchte, in sein Handy und eine App übersetzt das Ganze in Sekundenschnelle in die andere Sprache. Gerade im Urlaub oder in entsprechenden Alltagssituationen kann man sich mit einer solchen App zumindest halbwegs verständigen.
Die Technik ist aber längst nicht so weit, ganze Vorträge oder Gespräche kohärent und verständlich zu übertragen. Gerade bei längeren Redeabschnitten werden einzelne Wörter falsch übersetzt oder fehlen sogar ganz und manchmal kommen dabei auch ganz lustige Ergebnisse heraus.
Die menschliche Kommunikation besteht aus mehr als nur aus einzelnen Wörtern. Unsere Gestik, Mimik, Betonung, Stimmführung und Körpersprache ergänzen das, was wir sagen und geben ihm erst seine wahre Bedeutung.
Für die Interpretation dieses komplexen Zusammenspiels und das richtige und vollständige Übertragen in die andere Sprache werden immer noch Dolmetscher benötigt. Bisher gibt es keine Maschine, die an die menschliche Leistung herankommt.